Sonntag, 10. Juli 2011

ZÜRICH IRONMAN 2011

Im Vorwege habe ich mir ziemlich viel den Kopf zerbrochen.
Nach ein paar Erfahrungen in der Mitteldistanz konnte ich mir einfach diese lange Distanz nicht vorstellen.
Ok dass ich die Radstrecke schaffen kann, wusste ich. Aber danach einen Marathon?
Wo ich doch noch nie einen gelaufen bin?
Was ist mit dem Massen- Schwimmstart?
Schluss mit dem Kopf zerbrechen.

Nach 4-5 Std Schlaf klingelte um 4 Uhr der Wecker. Nach Nutellabrot und Hallowach-Dusche fuhren Anja und ich Richtung Wettlampfgelände.
In der Wechselzone herrschte Aufbruch-Stimmung und hektisches Treiben.
Die Frauen um mich herum kamen aus verschiedensten Ländern und verständigten sich auf Englisch.
Als die Amerikanerin neben mir anfing, Oreon-Kekse auf ihr Rad zu kleben, wurde ich neugierig.
Sie sprach von einem Geheimtipp. Ich war skeptisch und blieb doch bei meinen Gels und Riegel von Sponser.
Aber man glaubt in dem Moment tatsächlich noch etwas ändern zu müssen:-)

Eine Dänin unterhielt sich mit einer Engländerin und ich erfuhr so nach und nach, dass ich nicht die einzige war, die ihre Langdistanz-Premiere hatte.
Eine sprach sogar von ihrem ersten Triathlon. Verrückt!

Um 6:30 stand ich in Neo fertig zum Start bereit....Gänsehaut!
Nach der Schweizer Nationalhymne erfolgte um 7 Uhr der Startschuss.



In traumhafter Kulisse mit Sonne und leichtem Nebel ging es auf die 3,8 km Schwimmstrecke.
Ich hielt mich zu Beginn zurück und so kam ich gemütlich in meinen Rhythmus.





Nach der Hälfte gab es einen Landgang und ich genoss die Atmosphäre. Wieder im Wasser lies ich mir Zeit und beobachtete beim Schwimmen die anderen.
Ich konnte nicht glauben, dass es dann irgendwann vorbei war. Ich hatte zwar mit 1:22 keine gute Zeit. Aber mein erstes Ziel war erreicht. Und das mit Genuss und einem breiten Grinsen im Gesicht.


In der Wechselzone traf ich eine Frau vom Morgen und freuten uns beide Part 1 geschafft zu haben.
Wir tauschten ein paar Worte und sie bot mir Puder für meine Füsse an. Ich nahm es dankend an, im Tausch gab es von mir einen Riegel.
Wir schoben zusammen unsere Räder aus der Zone, klatschten uns ab und los ging es auf die lange Radstrecke.Anja brüllte mir zu...wow! "Daumen hoch" war nicht das nur das eine mal meine passende Geste.
Die ersten 30km waren flach, am See entlang. Dann folgte eine hügelige Strecke mit 750 hm. Da ich die Strecke kannte, wusste ich meine Kräfte ganz gut einzuteilen.
Und ich konzentrierte mich auf Essen und Trinken, das was ich in Rennen zuvor nicht besonders gut hinbekommen hatte, wusste ich, ist elementar wichtig um diese Distanz zu schaffen.



Nach 50 km ging es über einen großen Kantstein in ein Dorf hinein. Kaum hatte ich den Hubbel überquert, hörte ich hinter mir einen Rums und ich sah meine Werkzeugdose auf die andere Straßenseite rollern. Ein kleiner Junge fing sie auf und hielt sie stolz in den Händen. Nach mehrfacher Aufforderung sie mir wieder zu geben regte er sich nicht und es dauerte gefühlte Stunden bis er sie mir irgendwann fast traurig rüber rollerte.
Die Augen des Jungen werde ich nicht so schnell vergessen. Und am liebsten hätte ich ihm die Dose mitsamt Inhalt geschenkt.
Doch so blieb die Panne aus.
Muphys Law.
Oben an der höhsten Erhebung angekommen, verbrachte ich geschlagende 8 Minuten wartend am Dixie Klo. EIN Klo bei so vielen Startern ...naja Zeit war ja nicht so wichtig.
Nach der ersten Runde und einem 30er Schnitt kam das erste mal der Heart Break Hill. Ein kurzer Berg mit hübschen Rampen. Die zahlreichen Zuschauer trieben einen hoch. Und auch wenn es nicht besonders warm draussen war, beglückte mich eine kurze Dusche auf dem Weg an die Spitze. Gänsehaut Feeling!!
Die zweite Runde verlief auch ohne grosse Probleme. An den Bergen wurden die Beine schwerer. Ich nahm das Tempo raus. Denn langsam kreisten sich immer mehr Gedanken um den bevor stehenden Marathon!

Glücklich rollte ich nach 183 km (nach leichter Verlängerung) in die Wechselzone ein. Es empfing mich Gerry. Ein Freund, der als Helfer tätig war. Ruhig führte er mich zu m Platz. Dann gab er mir noch ein paar Tipps und ich rannte überglücklich die Radstrecke geschafft zu haben los.




Ich hatte mit allem gerechnet aber sämtliche Probleme blieben auch beim Laufen aus.
Meine Beine liefen so vor sich hin, keine Seitenstechen, keine Magenprobleme.
Ich freute mich über jeden gelaufenen Kilometer. Gehen konnte ich ja immer noch, dachte ich. Anja und der Rest des Supports, die sich mittlerweise von den sinnflutartigen Regengüssen schützen mussten, konnten es auch nicht glauben, mich so locker traben zu sehen.
Auch nach der bekannten 30km Grenze lief es gut. Und so kam ich nach 12 Std und 3 Minuten glücklich und fassungslos  ins Ziel gelaufen...

Ich hatte es wirklich geschafft!




Tausend Dank an Anja, ohne die dieser Tag nicht halb so schön und unvergesslich gewesen wäre, aber auch an Gerry, Petra, Dana und Maike!

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