Im Vorwege habe ich mir ziemlich viel den Kopf zerbrochen.
Nach ein paar
Erfahrungen in der Mitteldistanz konnte ich mir einfach diese lange Distanz nicht vorstellen.
Ok dass ich die Radstrecke schaffen kann, wusste ich. Aber danach einen Marathon?
Wo ich doch noch nie einen gelaufen bin?
Was ist mit dem Massen- Schwimmstart?
Schluss mit dem Kopf zerbrechen.
Nach 4-5 Std Schlaf klingelte um 4 Uhr der Wecker. Nach Nutellabrot und Hallowach-Dusche fuhren Anja und ich Richtung Wettlampfgelände.
In
der Wechselzone herrschte Aufbruch-Stimmung und hektisches Treiben.
Die Frauen um mich herum kamen aus
verschiedensten Ländern und verständigten sich auf Englisch.
Als die Amerikanerin neben mir anfing, Oreon-Kekse auf ihr Rad zu kleben, wurde ich neugierig.
Sie sprach von einem Geheimtipp. Ich war skeptisch und blieb doch bei meinen Gels und Riegel von Sponser.
Aber man glaubt in dem Moment tatsächlich noch etwas ändern zu müssen:-)
Eine
Dänin unterhielt sich mit einer Engländerin und ich erfuhr so nach und
nach, dass ich nicht die einzige war, die ihre Langdistanz-Premiere
hatte.
Eine sprach sogar von ihrem ersten Triathlon. Verrückt!
Um 6:30 stand ich in Neo fertig zum Start bereit....Gänsehaut!
Nach der Schweizer Nationalhymne erfolgte um 7 Uhr der Startschuss.
In traumhafter Kulisse mit Sonne und leichtem Nebel ging es auf die 3,8 km Schwimmstrecke.
Ich
hielt mich zu Beginn zurück und so kam ich gemütlich in meinen
Rhythmus.
Nach der Hälfte gab es einen Landgang und ich genoss die
Atmosphäre. Wieder im Wasser lies ich mir Zeit und beobachtete beim Schwimmen die anderen.
Ich konnte nicht glauben, dass es dann
irgendwann vorbei war. Ich hatte zwar mit 1:22 keine gute Zeit. Aber mein
erstes Ziel war erreicht. Und das mit Genuss und einem breiten Grinsen im Gesicht.
In der Wechselzone traf ich eine Frau vom Morgen und freuten uns beide Part 1 geschafft zu haben.
Wir tauschten ein paar Worte und sie bot mir Puder für meine Füsse an. Ich nahm es dankend an, im Tausch gab es von mir einen Riegel.
Wir
schoben zusammen unsere Räder aus der Zone, klatschten uns ab und los
ging es auf die lange Radstrecke.Anja brüllte mir zu...wow! "Daumen hoch" war
nicht das nur das eine mal meine passende Geste.
Die ersten 30km
waren flach, am See entlang. Dann folgte eine hügelige Strecke mit 750
hm. Da ich die Strecke kannte, wusste ich meine Kräfte ganz gut einzuteilen.
Und
ich konzentrierte mich auf Essen und Trinken, das was ich in Rennen
zuvor nicht besonders gut hinbekommen hatte, wusste ich, ist elementar
wichtig um diese Distanz zu schaffen.
Nach 50 km ging es über einen
großen Kantstein in ein Dorf hinein. Kaum hatte ich den Hubbel überquert, hörte ich hinter mir einen Rums und ich sah meine Werkzeugdose auf die andere
Straßenseite rollern. Ein kleiner Junge fing sie auf und hielt sie stolz
in den Händen. Nach mehrfacher Aufforderung sie mir wieder zu geben regte er sich nicht und es
dauerte gefühlte Stunden bis er sie mir irgendwann fast traurig rüber
rollerte.
Die Augen des Jungen werde ich nicht so schnell vergessen. Und am liebsten hätte ich ihm die Dose mitsamt Inhalt geschenkt.
Doch so blieb die Panne aus.
Muphys Law.
Oben
an der höhsten Erhebung angekommen, verbrachte ich geschlagende 8 Minuten
wartend am Dixie Klo. EIN Klo bei so vielen Startern ...naja Zeit war ja
nicht so wichtig.
Nach der ersten Runde und einem 30er Schnitt kam das
erste mal der Heart Break Hill. Ein kurzer Berg mit hübschen Rampen. Die
zahlreichen Zuschauer trieben einen hoch. Und auch wenn es nicht
besonders warm draussen war, beglückte mich eine kurze Dusche auf dem Weg an die Spitze. Gänsehaut Feeling!!
Die zweite Runde verlief auch
ohne grosse Probleme. An den Bergen wurden die Beine schwerer. Ich nahm
das Tempo raus. Denn langsam kreisten sich immer mehr Gedanken um den
bevor stehenden Marathon!
Glücklich rollte ich nach 183 km (nach
leichter Verlängerung) in die Wechselzone ein. Es empfing mich Gerry.
Ein Freund, der als Helfer tätig war. Ruhig führte er mich zu m Platz.
Dann gab er mir noch ein paar Tipps und ich rannte überglücklich die
Radstrecke geschafft zu haben los.
Ich hatte mit allem gerechnet aber
sämtliche Probleme blieben auch beim Laufen aus.
Meine Beine liefen so vor sich hin, keine Seitenstechen, keine Magenprobleme.
Ich
freute mich über jeden gelaufenen Kilometer. Gehen konnte ich ja immer
noch, dachte ich. Anja und der Rest des Supports, die sich mittlerweise von
den sinnflutartigen Regengüssen schützen mussten, konnten es auch nicht
glauben, mich so locker traben zu sehen.
Auch nach der bekannten 30km
Grenze lief es gut. Und so kam ich nach 12 Std und 3 Minuten glücklich
und fassungslos ins Ziel gelaufen...
Ich hatte es wirklich geschafft!
Tausend Dank an Anja, ohne die dieser Tag nicht halb so schön und unvergesslich gewesen wäre, aber auch an Gerry, Petra, Dana und Maike!
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